Starke Schnee- und Regenfälle sorgen für Behinderungen in den Alpen

Zahlreiche Straßen, Bahnstrecken und Skigebiete sind gesperrt

In den vergangenen Tagen brachte ein großes Tief vor allem an der Alpensüdseite viel Neuschnee und in den Täler starken Regen. Dies führte in den Höhenlagen zu großer Lawinengefahr, in den Niederungen zu Überschwemmungen, Murenabgängen und aufgeweichten Böden. Obwohl sich die Lage zum Montag in manchen Regionen leicht beruhigt hat, herrscht in anderen Gebieten nach wie vor Ausnahmezustand.

Angespannte Lage in Österreich - vor allem Kärnten ist stark betroffen

In Österreich sind besonders die beiden Bundesländer Kärnten und Tirol betroffen. So wurde in Kärnten für fünf Gemeinden der Zivilschutzalarm ausgerufen: In Baldramsdorf, Berg im Drautal, Flattach, Feld am See, Mallnitz und Obervellach sind viele Zufahrtsstraßen gesperrt aufgrund der hohen Gefahr von Lawinen- und Murenabgängen. Die Bewohner sind aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, die Schulen bleiben heute geschlossen. In Kärnten besteht zudem eine große Hochwassergefahr, mehrere Seen sind über die Ufer getreten, darunter der Faaker See, bei dem ein Jahrhunderthochwasser erwartet wird. Auch in Bad Hofgastein im Salzburger Land herrscht Zivilschutzalarm, hier ging in der Nacht zum Montag eine Schlammlawine auf zwei Wohnhäuser in Bad Gastein nieder.

Zahlreiche Straßen mussten bzw. sind noch wegen Lawinen- oder Murenabgängen gesperrt. Am Stubaier Gletscher kam es zu einer besonderen Situation: Seit Sonntag sitzen hier rund 250 Menschen fest, da die Gletscherstraße, die als Zufahrt ins Skigebiet dient, nach einem Lawinenabgang geschlossen werden musste. Die Menschen mussten daher im dortigen Hotel und in den Räumen der Stubaier Gletscherbahnen übernachten, gegen Mittag soll ein Notweg passierbar sein. Außerdem war zum Beispiel die Bundesstraße zwischen Längenfeld und dem weltbekannten Skiort Sölden gesperrt. Auch der Brenner - die wichtigste Fernverbindungsstraße zwischen Österreich und Italien - musste zeitweise gesperrt werden. Durch die Straßensperrungen sind bzw. waren einige Orte und Täler nicht erreichbar, darunter das Lesachtal, das Mölltal und Heiligenblut. Zu einer besonderen Premiere kommt es dank der Unwetter in Kaprun: Da die Straße zur Gletscherjet-Talstation aktuell nicht befahrbar ist, dürfen die Wintersportler bereits mit der MK Maiskogelbahn und der neuen 3K K-onnection fahren, die offiziell erst am 30. November eröffnet wird.

Das Unwetter sorgte auch für Ausfälle im österreichischen Bahnverkehr: Wegen Schäden an der Strecke konnten beispielsweise keine Fernzüge auf der Tauernstrecke zwischen Schwarzach-St. Veit und Spittal-Millstättersee verkehren, wegen Lawinengefahr ist auch die Bahnstrecken zwischen Lienz und San Candido/Innichen nicht befahrbar.

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Stromausfälle und Lawinen sorgen für Behinderungen in Italien

Besonders dramatisch ist die Lage auch in Italien: Bereits in der vergangenen Woche sorgten starke Schneefälle für Behinderungen und Stromausfälle durch Schäden an den Hochspannungsleitungen. Besonders stark betroffen war unter anderem das Pustertal, das zur Zeit auch noch von der Außenwelt abgeschnitten ist, da die Zufahrtsstraßen wie die Pustertaler Staatsstraße aus Sicherheitsgründen gesperrt werden musste. Dramatische Bilder gab es auch aus Martell in Südtirol, wo sich eine gewaltige Nassschneelawine durch den Ort drückte, verletzt wurde glücklicherweise aber niemand.

Auch in der Schweiz kommt es zu Behinderungen

In der Schweiz kommt es aufgrund der starken Schneefälle ebenfalls zu Behinderungen, auch wenn das Land nicht so stark betroffen ist wie Österreich und Italien. Aufgrund der großen Lawinengefahr sind beispielsweise die Straßen im Saastal immer wieder gesperrt, dadurch sind die Orte und das Skigebiet von Saas-Fee zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten.

Das Unwetter bedeutete für rund 200 Personen in der Nacht auf Freitag eine ungeplante Übernachtung auf der Kleinen Scheidegg. Wegen umgestürzter Bäume und Schneeverwehungen konnte die Jungfraubahn nicht mehr verkehren und Besucher und Angestellte saßen fest und mussten im Bergrestaurant übernachten. Schuld war auch der starke Wind: Bis zu 162 km/h Windstärke wurden am Jungfraujoch gemessen.

Was gilt es für Wintersportler zu beachten?

Verschiedene Skigebiete waren bzw. sind aufgrund der Unwetterlage geschlossen oder mussten ihren Saisonstart verschieben. So wollte beispielsweise Wengen in der Schweiz am vergangenen Wochenende öffnen, jetzt öffnen die ersten Pisten und Lifte erst am 23. November. Geschlossen bleiben am heutigen Montag auch unter anderem die Pisten am Kaunertaler Gletscher, in Saas-Fee, am Stubaier Gletscher und im Gletscherskigebiet von Sölden, in Obergurgl-Hochgurgl öffnen die Lifte verzögert wegen Sicherungsarbeiten.

Wer heute oder in den kommenden Tagen einen Ausflug in ein Skigebiet geplant hat, sollte sich vorher genau informieren, ob das Skigebiet geöffnet hat und ob es Beschränkungen bei der Zufahrt gibt. Außerdem ist die Lawinengefahr vielerorts sehr hoch, die örtliche Lawinenwarnstufe sollte beachtet werden und Freeride-Fahrten außerhalb der gesicherten Pisten unterbleiben.

Wie sind die Wetteraussichten für die betroffenen Regionen?

Am Montag können die betroffenen Regionen kurz durchatmen, allerdings sind bereits für Dienstag die nächsten großen Niederschläge an der Alpensüdseite angekündigt. Voraussichtlich werden besonders in den Julischen und Karnischen Alpen und in den südlichen Dolomiten wieder bis zu 50 cm Neuschnee fallen. Ab Mittwoch soll sich die Lage dann endgültig beruhigen.

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Stand: 18.11.2019, 12:00 Uhr